Massaker von Srebrenica: 22 Jahre danach-Die Niederlande sind mitverantworlich

Der Genozid von Srebrenica jährt sich im Juli 2017 zum 22. Mal. Die Aufarbeitung der Geschehnisse ist aber bei weitem nicht abgeschlossen. Nur nach und nach werden die Schuldigen für ihre Taten belangt – zuletzt mit der Schuldzuweisung gegen den niederländischen Staat, dem ein Berufungsgericht am UN-Kriegstribunal in Den Haag eine Mitverantwortung am Tod von 300 Männern zugewiesen hat.

Die bosnischen Muslime standen damals unter dem Schutz der niederländischen Blauhelme. Das Urteil bedeutet eine Genugtuung für die Angehörigen, die durch den Verein „Mütter von Srebrenica“ vertreten werden.

22 Jahre nach dem Völkermord werden in Srebrenica noch immer Knochen sortiert und Leichenstücke identifiziert. Zahlreiche Massengräber wurden nach den Ereignissen im Juli 1995 ausgehoben. Tausende Leichen wurden erneut bestattet. Die Identifizierung und Wieder-Bestattung der Toten ist ein langsamer und schwieriger Prozess, der bis heute andauert.

 

Seit 2009 versucht das UN-Kriegstribunal in Den Haag die Geschehnisse in der ost-bosnischen Kleinstadt aufzuarbeiten. In unserer interaktiven Graphik zeigen wir, wie weit der Prozess für die unterschiedlichen Akteure fortgeschritten ist.

Im ostbosnischen Srebrenica ermordeten bosnisch-serbische Truppen nach der Eroberung der Enklave im Juli 1995 rund 8.000 Männer und Jungen. Niederländische Blauhelm-Soldaten hatten den Angreifern unter General Ratko Mladic die UN-Schutzzone kampflos überlassen. Die überwiegend muslimischen Gefangenen wurden innerhalb von acht Tagen ermordet und in Massengräbern verscharrt. Es war der schlimmste Völkermord nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa.

Das Europaparlament erklärte 2009 den 11. Juli zum Gedenktag für die Opfer – auch um die Staaten daran zu erinnern, dass sie das Massaker nicht verhindert hatten. Ein Denkmal in der Nähe von Srebrenica erinnert an das Massaker.

 

9. Januar 1992

Die Republika Srpska

 

„Autonome“ serbische Gebiete schließen sich zur Serbischen Republik, der „Republika Srpska“ (RS), in Bosnien-Herzegowina zusammen.

 

29. Februar 1992 — 1. März 1992

Bosnien-Herzegowina am Weg zur Unabhängigkeit

 

Bei einem Referendum in Bosnien-Herzegowina mit einer Wahlbeteiligung von 64 Prozent stimmen 99 Prozent für die Unabhängigkeit der Nation. Die serbische Bevölkerung boykottiert das Referendum. Zwei Tage später verkündet Bosnien-Herzegowina seine Unabhängigkeit. Im April und Mai wird der Staat von der Europäischen Gemeinschaft, den USA und den Vereinten Nationen anerkannt werden.

 

1. März 1992

Der Krieg beginnt

 

Während in Sarajevo erste Schusswechsel stattfinden, errichtet Serbien Barrikaden.

 

4. April 1992

Nord- und Ostbosnien werden belagert

 

In Nord- und Ostbosnien beginnen weitere kriegerische Auseinandersetzungen. Der Großteil der Muslime aus der Gegend wird bei der serbischen Offensive getötet, einigen gelingt die Flucht. Auch in der Hauptstadt kommt es zu immer mehr Angriffen.

 

27. Mai 1992

Das Embargo wird verhängt

 

Bei einem Granatenangriff in Sarajevo sterben 18 Zivilisten. Darauf folgen Öl- und Handelsembargo gegen Serbien, der Flugverkehr wird suspendiert und Auslandkonten eingefroren. Immer mehr Muslime müssen aus dem Norden Bosniens fliehen. Viele werden Opfer von Folter und Vergewaltigung, Unzählige werden hingerichtet.

 

2. Januar 1993

Ein erster Schritt in Richtung Frieden

 

Die drei Konfliktparteien kommen in Genf zusammen, um über einen Friedensplan zu verhandeln, der zehn autonome Gebiete vorsieht.

 

pril 1993

Srebrenica wird zur Schutzzone

 

In Zentralbosnien kämpfen Bosniaken gegen Kroaten. Srebrenica wird von der UNO zur Schutzzone erklärt. In den folgenden Monaten ernennt sich „Herzeg Bosna“ selbst als kroatischer Teilstaat in Bosnien und möchte sich an Kroatien anschließen. Im selben Jahr werden kroatische Truppen die historische Brücke in Mostar zerstören.

 

23. Februar 1994

Waffenstillstand

 

Die USA erreichen einen Waffenstillstand zwischen bosnischen Kroaten und Bosniaken, der in Zagreb abgeschlossen wird und in der Folgezeit auch hält. Der Krieg zwischen Bosniaken und Kroaten endet, „Herzeg Bosna“ wird aufgelöst.

 

April 1994

Serbien dringt weiter vor

 

Serbische Truppen dringen in die UN-Schutzzone Goražde ein, nachdem sie diese schon im März angegriffen hatten. Die UNO startet Luftangriffe gegen die serbischen Truppen. Nach weiteren Drohungen ziehen sich die Serben zurück.

 

31. Mai 1994

Die Föderation Bosnien-Herzegowina

 

Die Föderation Bosnien-Herzegowina tritt in Kraft. Zeitgleich beschliesst die US-Regierung, das Waffenembargo gegen Bosnien-Herzegowina aufzuheben. Wenig später legt die Kontaktgruppe (bestehend aus den USA, Großbritannien, Russland, Frankreich und Deutschland) einen Teilungsplan des Staatsgebietes vor. Dabei sollen 51 Prozent an die bosnisch-kroatische Föderation gehen und 49 Prozent an die Serben. Die bosnisch-kroatische Seite nimmt den Plan an, nicht so aber die bosnisch-serbische Seite.

 

2. August 1994

Druck von Serbien

 

Serbien übt Druck auf die bosnischen Serben aus, dem Teilungsplan zuzustimmen. Da diese dazu nicht bereit sind, bricht Serbien sämtliche Beziehungen ab. Die bosnischen Serben erhöhen unterdessen die „ethnischen Säuberungen“ gegen Muslime.

 

25. Mai 1995 — 26. Mai 1995

Blauhelme werden in Geiselhaft genommen

 

Bosnisch-serbischen Truppen töten in Tuzla 71 Menschen. Die NATO droht daraufhin mit Luftangriffen. Serbische Kräfte nehmen daraufhin mehr als 350 UN-Blauhelmsoldaten als Geiseln. Diese werden einen Monat später wieder freigesetzt.

 

6. Juli 1995

Srebrenica wird eingenommen

 

Die UN-Sicherheitszone um Srebrenica wird von bosnisch-serbischen Gruppen gewaltsam eingenommen. Im Laufe der folgenden Tage umzingeln sie die Stadt. Tausende Bosniaken fliehen aus Srebrenica.

 

2. Juli 1995 — 18. Juli 1995

Der Völkermord beginnt

 

8000 größtenteils männliche Bosniaken, unter ihnen auch zahlreiche Jugendliche, werden in Srebrenica und den umliegenden Dörfern von bosnisch-serbischen Gruppen und serbischen Spezialeinheiten ermordet. Das Kommando wird von Ratko Mladić, General der Armee der Republika Srpska (RS) angeführt. Unzählige Frauen und Mädchen werden während des Angriffes vergewaltigt. Im Laufe der sechs Tage werden Frauen und Kinder in Richtung der bosnischen Armee abtransportiert. Eine prägende Rolle spielen auch die „Dutchbat“ – die niederländischen Blauhelme. Diese sollen die geflüchteten Bosniaken widerstandslos an bosnisch-serbische Gruppen übergeben haben. Das Massaker gilt als schwerstes Kriegsverbrechen in Europa seit Ende des Zweiten Weltkriegs.

 

25. Juli 1995

Das Kriegstribunal

 

Das Den Haager Tribunal erhebt Anklage gegen den Kommandoführer Mladić und den Präsidenten der Republika Srpska (RS) Radovan Karadžić. Erst 16 Jahre nach dem Massaker landen beide vor Gericht. Der Prozess um den Genozid in Srebrenica zieht sich seit dem Ende des Bosnienkrieges, bislang wurden 14 Angeklagte für schuldig befunden. Ein endgültiges Resultat wird 2017 erwartet. Auch die Mitschuld der UN-Blauhelme wird nach wie vor diskutiert.

 

25. September 1995

Das Washington Abkommen

 

Das Washington-Abkommen über die konstitutionellen Rahmenbedingungen Bosniens wird von Bosnien-Herzegowina, Kroatien sowie Serbien und Montenegro beschlossen.

 

21. November 1995 — 14. Dezember 1995

Der Krieg endet

 

Durch das Dayton-Abkommen wird der dreieinhalb Jahre andauernde Krieg beendet. Das Abkommen wurde von den Staatshäuptern Kroatiens, Serbiens und Bosnien-Herzegowinas unterzeichnet.

 

1996

Der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien

 

Der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) in Den Haag richtet ein Kriegs-Tribunal ein. Der Kroate Drazen Erdemovic, der maßgeblich an dem Massaker beteiligt war, wird zu fünf Jahren Haft verurteilt.

 

1997

Das Bonner Befugnis

 

Die Internationale Konferenz in Bonn weitet die Kompetenzen der Hohen Repräsentanten von Bosnien-Herzegowina aus. Der Repräsentant, der seit 1995 in der Regel alle zwei Jahre neu besetzt wird, hat die Aufgabe die Einhaltung des Dayton-Friedensvertrags zu überwachen. Er besitzt dabei die Macht sämtliche Beschlüsse bosnischer Institutionen zu überstimmen, selbst die des Premiers und Präsidenten.

 

998

Der Nationalismus erwacht

 

Die nationalistischen Parteien Bosniens gewinnen bei der Parlamentswahl. Unterdessen werden im Kriegstribunal in Den Haag die ersten bosnischen Muslime und Kroaten für Kriegsvergehen angeklagt.

 

2000

Erneute Wahlen

 

Die gemäßigten demokratischen Parteien gewinnen die Wahlen in der Föderation Bosnien und Herzegowina, während in der Republik Srpska die Nationalisten die Führung übernehmen. Mladen Ivanic wird Premierminister.

 

Ende einer Präsidentschaft

 

Im März wird Ante Jevalic, Verteidigungsminister der kroatischen Partei Bosniens, seines Amtes enthoben. Er weigerte sich, den Inhalt des Dayton-Abkommens zu respektieren. Im August befindet das Tribunal in Den Haag den serbisch-kroatischen General Radislav Krstić des Völkermordes schuldig. Er war am Massaker in Srebrenica beteiligt und wird zu 46 Jahren Gefängnisstrafe verurteilt. Im Dezember beschließt die größte nationalistische Partei Serbiens, die SDS, alle Parteimitglieder, die im Verdacht stehen am Kriegsverbrechen beteiligt zu sein, aus der Partei auszuschließen. Unter ihnen befindet sich Radovan Karadzic.

 

2002

Die Nationalisten kehren zurück

 

Der Brite Paddy Ashdown wird zum Hohen Repräsentanten der internationalen Gemeinschaft ernannt. Im Oktober gewinnen erneut die Nationalisten die Präsidentschafts-, Parlaments- und Kommunalwahlen. Die ehemalige serbisch-bosnische Präsidentin Biljana Plavsic bekennt sich vor dem UN-Tribunal in Den Haag des Verbrechens gegen die Menschlichkeit schuldig.

 

2003

Die Regierung Terzic‘

 

Das bosnische Parlament billigt drei Monaten nach den Wahlen einer neuen Regierung unter Adnan Terzić ein.

 

2004

Die EUFOR ersetzt die Nato

 

Im Juni werden 60 hohe Beamte, darunter der Vorsitzende des serbischen Parlaments Bosniens, von Paddy Ashdown wegen mangelnder Kooperation mit dem internationalen Tribunal aus ihren Ämtern entlassen. Im Juli wird die Brücke von Mostar feierlich wiedereröffnet. Im Dezember löst die EUFOR, die Truppen der Europäischen Union, die Nato in den Einsätzen zum Friedenserhalt in Bosnien ab.

 

2002

Die Nationalisten kehren zurück

 

Der Brite Paddy Ashdown wird zum Hohen Repräsentanten der internationalen Gemeinschaft ernannt. Im Oktober gewinnen erneut die Nationalisten die Präsidentschafts-, Parlaments- und Kommunalwahlen. Die ehemalige serbisch-bosnische Präsidentin Biljana Plavsic bekennt sich vor dem UN-Tribunal in Den Haag des Verbrechens gegen die Menschlichkeit schuldig.

 

2003

Die Regierung Terzic‘

 

Das bosnische Parlament billigt drei Monaten nach den Wahlen einer neuen Regierung unter Adnan Terzić ein.

 

9. Januar 1992

Die Republika Srpska

 

„Autonome“ serbische Gebiete schließen sich zur Serbischen Republik, der „Republika Srpska“ (RS), in Bosnien-Herzegowina zusammen.

 

29. Februar 1992 — 1. März 1992

Bosnien-Herzegowina am Weg zur Unabhängigkeit

 

Bei einem Referendum in Bosnien-Herzegowina mit einer Wahlbeteiligung von 64 Prozent stimmen 99 Prozent für die Unabhängigkeit der Nation. Die serbische Bevölkerung boykottiert das Referendum. Zwei Tage später verkündet Bosnien-Herzegowina seine Unabhängigkeit. Im April und Mai wird der Staat von der Europäischen Gemeinschaft, den USA und den Vereinten Nationen anerkannt werden.

 

dpa

1. März 1992

Der Krieg beginnt

 

Während in Sarajevo erste Schusswechsel stattfinden, errichtet Serbien Barrikaden.

 

4. April 1992

Nord- und Ostbosnien werden belagert

 

In Nord- und Ostbosnien beginnen weitere kriegerische Auseinandersetzungen. Der Großteil der Muslime aus der Gegend wird bei der serbischen Offensive getötet, einigen gelingt die Flucht. Auch in der Hauptstadt kommt es zu immer mehr Angriffen.

 

AP

27. Mai 1992

Das Embargo wird verhängt

 

Bei einem Granatenangriff in Sarajevo sterben 18 Zivilisten. Darauf folgen Öl- und Handelsembargo gegen Serbien, der Flugverkehr wird suspendiert und Auslandkonten eingefroren. Immer mehr Muslime müssen aus dem Norden Bosniens fliehen. Viele werden Opfer von Folter und Vergewaltigung, Unzählige werden hingerichtet.

 

2. Januar 1993

Ein erster Schritt in Richtung Frieden

 

Die drei Konfliktparteien kommen in Genf zusammen, um über einen Friedensplan zu verhandeln, der zehn autonome Gebiete vorsieht.

 

Ullstein Bilderdienst

April 1993

Srebrenica wird zur Schutzzone

 

In Zentralbosnien kämpfen Bosniaken gegen Kroaten. Srebrenica wird von der UNO zur Schutzzone erklärt. In den folgenden Monaten ernennt sich „Herzeg Bosna“ selbst als kroatischer Teilstaat in Bosnien und möchte sich an Kroatien anschließen. Im selben Jahr werden kroatische Truppen die historische Brücke in Mostar zerstören.

 

23. Februar 1994

Waffenstillstand

 

Die USA erreichen einen Waffenstillstand zwischen bosnischen Kroaten und Bosniaken, der in Zagreb abgeschlossen wird und in der Folgezeit auch hält. Der Krieg zwischen Bosniaken und Kroaten endet, „Herzeg Bosna“ wird aufgelöst.

 

Ed Oudenaarden/AFP/Getty Images

April 1994

Serbien dringt weiter vor

 

Serbische Truppen dringen in die UN-Schutzzone Goražde ein, nachdem sie diese schon im März angegriffen hatten. Die UNO startet Luftangriffe gegen die serbischen Truppen. Nach weiteren Drohungen ziehen sich die Serben zurück.

 

31. Mai 1994

Die Föderation Bosnien-Herzegowina

 

Die Föderation Bosnien-Herzegowina tritt in Kraft. Zeitgleich beschliesst die US-Regierung, das Waffenembargo gegen Bosnien-Herzegowina aufzuheben. Wenig später legt die Kontaktgruppe (bestehend aus den USA, Großbritannien, Russland, Frankreich und Deutschland) einen Teilungsplan des Staatsgebietes vor. Dabei sollen 51 Prozent an die bosnisch-kroatische Föderation gehen und 49 Prozent an die Serben. Die bosnisch-kroatische Seite nimmt den Plan an, nicht so aber die bosnisch-serbische Seite.

 

2. August 1994

Druck von Serbien

 

Serbien übt Druck auf die bosnischen Serben aus, dem Teilungsplan zuzustimmen. Da diese dazu nicht bereit sind, bricht Serbien sämtliche Beziehungen ab. Die bosnischen Serben erhöhen unterdessen die „ethnischen Säuberungen“ gegen Muslime.

 

25. Mai 1995 — 26. Mai 1995

Blauhelme werden in Geiselhaft genommen

 

Bosnisch-serbischen Truppen töten in Tuzla 71 Menschen. Die NATO droht daraufhin mit Luftangriffen. Serbische Kräfte nehmen daraufhin mehr als 350 UN-Blauhelmsoldaten als Geiseln. Diese werden einen Monat später wieder freigesetzt.

 

REUTERS

6. Juli 1995

Srebrenica wird eingenommen

 

Die UN-Sicherheitszone um Srebrenica wird von bosnisch-serbischen Gruppen gewaltsam eingenommen. Im Laufe der folgenden Tage umzingeln sie die Stadt. Tausende Bosniaken fliehen aus Srebrenica.

 

12. Juli 1995 — 18. Juli 1995

Der Völkermord beginnt

 

8000 größtenteils männliche Bosniaken, unter ihnen auch zahlreiche Jugendliche, werden in Srebrenica und den umliegenden Dörfern von bosnisch-serbischen Gruppen und serbischen Spezialeinheiten ermordet. Das Kommando wird von Ratko Mladić, General der Armee der Republika Srpska (RS) angeführt. Unzählige Frauen und Mädchen werden während des Angriffes vergewaltigt. Im Laufe der sechs Tage werden Frauen und Kinder in Richtung der bosnischen Armee abtransportiert. Eine prägende Rolle spielen auch die „Dutchbat“ – die niederländischen Blauhelme. Diese sollen die geflüchteten Bosniaken widerstandslos an bosnisch-serbische Gruppen übergeben haben. Das Massaker gilt als schwerstes Kriegsverbrechen in Europa seit Ende des Zweiten Weltkriegs.

 

25. Juli 1995

Das Kriegstribunal

 

Das Den Haager Tribunal erhebt Anklage gegen den Kommandoführer Mladić und den Präsidenten der Republika Srpska (RS) Radovan Karadžić. Erst 16 Jahre nach dem Massaker landen beide vor Gericht. Der Prozess um den Genozid in Srebrenica zieht sich seit dem Ende des Bosnienkrieges, bislang wurden 14 Angeklagte für schuldig befunden. Ein endgültiges Resultat wird 2017 erwartet. Auch die Mitschuld der UN-Blauhelme wird nach wie vor diskutiert.

 

25. September 1995

Das Washington Abkommen

 

Das Washington-Abkommen über die konstitutionellen Rahmenbedingungen Bosniens wird von Bosnien-Herzegowina, Kroatien sowie Serbien und Montenegro beschlossen.

 

picture-alliance / dpa

21. November 1995 — 14. Dezember 1995

Der Krieg endet

 

Durch das Dayton-Abkommen wird der dreieinhalb Jahre andauernde Krieg beendet. Das Abkommen wurde von den Staatshäuptern Kroatiens, Serbiens und Bosnien-Herzegowinas unterzeichnet.

 

1996

Der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien

 

Der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) in Den Haag richtet ein Kriegs-Tribunal ein. Der Kroate Drazen Erdemovic, der maßgeblich an dem Massaker beteiligt war, wird zu fünf Jahren Haft verurteilt.

 

1997

Das Bonner Befugnis

 

Die Internationale Konferenz in Bonn weitet die Kompetenzen der Hohen Repräsentanten von Bosnien-Herzegowina aus. Der Repräsentant, der seit 1995 in der Regel alle zwei Jahre neu besetzt wird, hat die Aufgabe die Einhaltung des Dayton-Friedensvertrags zu überwachen. Er besitzt dabei die Macht sämtliche Beschlüsse bosnischer Institutionen zu überstimmen, selbst die des Premiers und Präsidenten.

 

1998

Der Nationalismus erwacht

 

Die nationalistischen Parteien Bosniens gewinnen bei der Parlamentswahl. Unterdessen werden im Kriegstribunal in Den Haag die ersten bosnischen Muslime und Kroaten für Kriegsvergehen angeklagt.

 

Mladen Ivanić

2000

Erneute Wahlen

 

Die gemäßigten demokratischen Parteien gewinnen die Wahlen in der Föderation Bosnien und Herzegowina, während in der Republik Srpska die Nationalisten die Führung übernehmen. Mladen Ivanic wird Premierminister.

 

AP

2001

Ende einer Präsidentschaft

 

Im März wird Ante Jevalic, Verteidigungsminister der kroatischen Partei Bosniens, seines Amtes enthoben. Er weigerte sich, den Inhalt des Dayton-Abkommens zu respektieren. Im August befindet das Tribunal in Den Haag den serbisch-kroatischen General Radislav Krstić des Völkermordes schuldig. Er war am Massaker in Srebrenica beteiligt und wird zu 46 Jahren Gefängnisstrafe verurteilt. Im Dezember beschließt die größte nationalistische Partei Serbiens, die SDS, alle Parteimitglieder, die im Verdacht stehen am Kriegsverbrechen beteiligt zu sein, aus der Partei auszuschließen. Unter ihnen befindet sich Radovan Karadzic.

 

2002

Die Nationalisten kehren zurück

 

Der Brite Paddy Ashdown wird zum Hohen Repräsentanten der internationalen Gemeinschaft ernannt. Im Oktober gewinnen erneut die Nationalisten die Präsidentschafts-, Parlaments- und Kommunalwahlen. Die ehemalige serbisch-bosnische Präsidentin Biljana Plavsic bekennt sich vor dem UN-Tribunal in Den Haag des Verbrechens gegen die Menschlichkeit schuldig.

 

2003

Die Regierung Terzic‘

 

Das bosnische Parlament billigt drei Monaten nach den Wahlen einer neuen Regierung unter Adnan Terzić ein.

 

2004

Die EUFOR ersetzt die Nato

 

Im Juni werden 60 hohe Beamte, darunter der Vorsitzende des serbischen Parlaments Bosniens, von Paddy Ashdown wegen mangelnder Kooperation mit dem internationalen Tribunal aus ihren Ämtern entlassen. Im Juli wird die Brücke von Mostar feierlich wiedereröffnet. Im Dezember löst die EUFOR, die Truppen der Europäischen Union, die Nato in den Einsätzen zum Friedenserhalt in Bosnien ab.

 

2006

Der Vorwurf des Völkermordes

 

Im Januar wird Christian Schwarz-Schilling zum Hohen Repräsentanten der internationalen Gemeinschaft ernannt. Serbien und Montenegro werden von Bosnien-Herzegowina des Völkermordes beschuldigt. Im Februar beginnen die ersten Anhörungen in Den Haag, im Juli wird der Prozess um das Massaker von Srebrenica eröffnet. Im Oktober drohen die serbischen Führer Bosniens mit der Abspaltung der Republik Srpska, sollte deren Autonomie in Frage gestellt werden.

 

007

Anerkennung des Genozids von Srebrenica

 

Der Internationale Strafgerichtshof erkennt das Massaker von Srebrenica als Völkermord an, Serbien trage aber keine direkte Verantwortung für die Verbrechen, die im Bosnienkrieg begangen wurden. Der Staat muss daher auch keine Entschädigungen zahlen. Im Mai wird Zdravko Tolimir, einer der meistgesuchtesten Beteiligten der Geschehnisse in Srebrenica, verhaftet.

 

2008

Karadzic wird verhaftet

 

Radovan Karadžić, der ehemalige Präsident der Republika Srpska, wird im Juli nach zwölf Jahren Flucht in Belgrad verhaftet.

 

009

Der Prozess Karadzic wird eröffnet

 

Der österreichische Diplomat Valentin Inzko wird zum neuen Hohen Repräsentanten ernannt. Im Mai besucht der amerikanische Vizepräsident Joe Biden Bosnien. Die USA planen unterdessen das Büro des Hohen Repräsentanten zu schließen. Valentin Inzko verurteilt die Unfähigkeit der bosnischen politischen Führung, die von der internationalen Gemeinschaft geforderten Reformen durchzuführen. In Den Haag beginnt der Prozess gegen Radovan Karadžić. Er wird wegen Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt.

 

2010

Präsidentschafts- und Parlamentswahlen

 

2010 finden erneute Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Bosnien und Herzegowina statt. Während die Nationalisten im muslimischen Teil Bosnien Stimmen verlieren, wählen die bosnischen Serben zum Großteil die nationalistische Partei. Die Regierungsbildung zieht sich über 14 Monate.

 

2011

Mladic wird festgenommen

 

Ratko Mladić, der ehemalige Militärführer der bosnischen Serben wird in Lazarevo festgenommen und dem Kriegstribunal in Den Haag ausgeliefert.

 

2012

Tolimir wird verurteilt

 

Der bosnisch-serbische Ex-General Zdravko Tolimir wird zur lebenslangen Haft verurteilt. Das Urteil wird als wichtiger Meilenstein im Prozess um den Genozid erachtet.

 

2013

Die Niederlande sind mitverantworlich

 

Der Hohe Rat in Den Haag erklärt die Niederlande als Mitverantwortliche im Völkermord. Ihnen wird das Versagen der Blauhelm-Mission „Dutchbat“ vorgeworfen, auf Grund derer 300 Muslime deportiert wurden.

 

2014

Wahlen und Proteste

 

Bei den Wahlen in Bosnien-Herzegowina treten 70 verschiedene Parteien an, das Land wird unterdessen von Massenprotesten gegen das derzeitige System heimgesucht. In Den Haag bestreitet Karadžić seine Mitschuld am Genozid.

 

2015

20 Jahre später

 

Zwanzig Jahre nach dem Massaker in Srebrenica ist Bosnien-Herzegowina noch immer eine gespaltene Nation. Der Völkermord ist weder juristisch noch emotional aufgearbeitet, da immer wieder neue Massengräber ausgehoben werden und viele Prozesse noch am Laufen sind. Ende Januar werden zwei ehemalig ranghohe Offiziere in Den Haag zu lebenslanger Haft verurteilt. Eine Resolution der Vereinten Nationen sollte die zerstrittenen Ethnien wieder versöhnen, Russland legte jedoch sein Veto gegen das Abkommen ein.

 

. November 2015

Gedenkfeier 20 Jahre Srebrenica

 

Bei der Gedenkfeier zum 20. Jahrestag des Genozids in Srebrenica wird der serbische Ministerpräsident Aleksandar Vucic von der Menge mit Steinen beworfen. Dem Politiker der Radikalen Serbischen Partei wird vorgeworfen, die Opposition mundtot gemacht zu haben. Bei der Feier wurden 136 identifizierte Opfer beigesetzt.

 

via Shutterstock

2016

40 Jahre Haft für Rodavan Karadzic

 

Bosnien-Herzegowina ist auch 21 Jahre nach dem Völkermord von Srebrenica ein Staatswesen im permanenten Belagerungszustand. Der von Sarajewo aus verwaltete Gesamtstaat, bestehend aus zwei zerstrittenen Teilrepubliken, ist nicht stark genug, um gegen nationalistische Bewegungen durchzugreifen. Daran ändert leider auch die Verurteilung Rodavan Karadzic‘ zu 40 Jahren Haft nur wenig. Die serbischen Nationalisten werden wieder stärker.

 

2016

40 Jahre Haft für Rodavan Karadzic

 

Bosnien-Herzegowina ist auch 21 Jahre nach dem Völkermord von Srebrenica ein Staatswesen im permanenten Belagerungszustand. Der von Sarajewo aus verwaltete Gesamtstaat, bestehend aus zwei zerstrittenen Teilrepubliken, ist nicht stark genug, um gegen nationalistische Bewegungen durchzugreifen. Daran ändert leider auch die Verurteilung Rodavan Karadzic‘ zu 40 Jahren Haft nur wenig. Die serbischen Nationalisten werden wieder stärker.

Quelle: http://info.arte.tv/de/aufarbeitung-ohne-ende-0

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