Warum ist der Begriff „Politischer Islam“  statt „Islam-istisch“ korrekt

von Birol Kilic

Die Analyse von Rosenberger und Bauböck mit dem Titel „Gegen den überreizten Islamdiskurs“  in der Zeitung der Standart (vom 28.11.2020) ist meiner Meinung nach sicher kein Plädoyer sondern ein Versuch der Beschwichtigung, Verharmlosung und ein Verschweigen des eigentlichen Problems  bzw.  vergleich Äpfel  mit Birnen.

 

Die Meinung, „Strömungen und Netzwerke, die die liberale Demokratie und ihre rechtsstaatlichen Kontrollen nicht akzeptieren und Religion bedingungslos über demokratische Politik stellen, sind nicht „politischer Islam“, sondern islamistisch“  zu haben, zeigt vor allem eines: Die Vernebelung des Problems und die Unwissenheit über den Islam, außer im Urlaub verführt mit exotischen Gewürzen,  Kamelen, Adlern , nachtlosen Wüsten, Elefanten, Löwen und Märchen aus 1001 Nacht.

 

Den Begriff “ Politischer Islam“ verwende ich seit 30 Jahren.

Mit Verlaub: Mich stört aber als Österreicher mit türkischen Wurzeln und vor allem als säkularer Moslem der vorgeschlagene Begriff „Islam-istisch“ mehr als der Begriff „Politischer Islam“.  Warum?

„Politischer Islam“ = „Siyasi Islam“

These:  Der Begriff „Politischer Islam“  ist in der Türkei und auch im arabischen Raum unter dem folgenden Titel bzw. Begriff bekannt: „Siyasi Islam“. Infolgedessen ist der Begriff „Politischer Islam“  korrekt. Es existiert  darüber zigtausende wissenschaftlicher Literatur. „Im weltweiten Bibliotheks-Verbundkatalog OCLC Worldcat sind 2923 Studien verzeichnet“  ( Prof. Dr. Arno Tausch)

Aber was bedeutet der Begriff „Islam-istisch“ eigentlich für MuslimInnen?

Kennen sie das Wort „Christ-tialistisch“ oder
„Juda-ialistisch“?

Aber den Begriff „Politisches Christentum“ bzw. „Politischer Katholizismus“ kennen wir aus der Erfahrung und Literatur. In Österreich vor allem aufgrund der Dollfuß-Regierung, die man auch Austrofaschismus-Zeit nennt, wo durch Klerikalfaschismus mit einem politisierten Christentum das Land de facto für den Abgrund und die Hände der Nazis vorbereitet wurde.

Der Begriff „Islam-istisch“, die Stigmatisierung der MuslimInnen und die gesamte Religion in den Dreck zu ziehen, ist noch schlimmer als „Politischer Islam“. Damit wird der Islam als Religion mit Terroristen total in einen Topf geworfen. Islam als Religion, führt nicht zu Terrorismus. Wir  dürfen mit  dem Wort  „Islamistisch“ Argumentation die Moslems zur Solidarisierung mit moslemischen  Terroristen  nicht näherrücken. Deswegen ist der Vorschlag von Rosenberger und Bauböck entweder Unwissenheit, wenn nicht sogar ein Versuch der Beschwichtigung, Verharmlosung bzw. ein Verschweigen des Problems, unter dem Vorwand „Brückenbauer“ mit einem Plädoyer. Man sollte schon ein Plädoyer schreiben, aber nicht unter dem Deckmantel „Feuerlöscher“ hier als Brandbeschleuniger mit Vorschlag den Begriff „islamistisch“ zu verwenden, zu agieren.

Islam und Islam-istisch?

Das Wort „Islam“ ist im Koran von Gott als Religionsname „Islam“ festgeschrieben und besteht aus den Wörtern „selam“ und „silm“.

Das Wort „selam“, das auch in der jüdischen Sprache als „schalom“ verwendet wird und welches Jesus Christus immer zur Begrüßung verwendet hat, bedeutet Friede, Glück, Wohlbefinden und Vertrauen.

„Silm“ bedeutet Frieden, Vertrauen und Ergebung unter/in einen einzigen Gott (Einheitsprinzip/Tevhid). Das kann auch kurz in Sure 10, Vers 25 im Koran nachgelesen werden: „Gott ruft zur Wohnstätte des Friedens.“

Islam = Selam + Silm = „Friede, Glück, Wohlbefinden und Vertrauen“+ „„Frieden, Vertrauen und Ergebung unter/in einen einzigen Gott (Einheitsprinzip/Tevhid)“

Was bedeutet Islam-istisch jetzt, vor allem nach dieser Definition?

Wie kann man das Wort Islam-istisch hier statt „Politischer Islam“ unter dem Vorwand Plädoyer empfehlen.

Was ist der „Politische Islam“?

Wir kennen die Definitionen aus der Türkei:

„In den islamistischen Ländern wird der Mensch traditionellen und religiösen Bräuchen geopfert, die Tradition zu einem unantastbaren Tabu gemacht haben, denn in diesen Ländern hat man das koranische Prinzip „Die Religion ist für den Menschen geschaffen“ ins Gegenteil verkehrt. Es wurde daraus: „Der Mensch ist für die Religion geschaffen.“ Die politische Instrumentalisierung ist eine Erscheinung – genauer, eines der Grundübel – nicht nur des Islams, sondern auch anderer Religionen. Politisierung heißt, die Religion zum Mittel politischer Erfolge und dynastischer oder despotischer Interessen zu machen: Politik- und Sultanatsfrömmelei könnte man es auch nennen. Dass die Religion zu politischen Zwecken missbraucht wurde, gehört zu den grausamsten Kapiteln der Geschichte. Nicht nur, dass unfassbare Grausamkeiten gegen die Vielzahl von Menschen begangen wurden, dies hat auch dazu beigetragen, dass zahlreiche achtbare Menschen sich von ihrer Religion abgewandt und gegen Gott und die Religion aufgelehnt haben. Denn sie mussten angesichts derartiger Widersprüchlichkeiten und Frevel zwangsläufig zu dem Schluss gelangen „wenn dies Religion sein soll, dann will ich damit nichts zu tun haben“.

Wo liegt das Hauptproblem? Das Hauptproblem liegt in der korrumpierten, manipulierten und mutierten Islam-Theologie, die sich auf verfälschte Quellen und traditionelle Islam-Interpretationen stützt. Ihre Wurzeln finden sich in der umayyadischen Kalifen-Dynastie (Höhepunkt im 7. Jahrhundert).

Aufklärung tut Not! Besonders bei den Regierungsparteien

Eine echte Aufklärung findet nicht statt und bei der geringsten Kritik spielt man die beleidigte Leberwurst und attackiert den Gesprächspartner. Zudem wird mit dubiosen Gruppen kooperiert, um die kritischen säkularen Moslems als „keine echten Moslems” darzustellen.

Die Regierungsparteien der westlichen Länder haben leider genau jene Personen und Gruppen („politischer Islam“) salonfähig gemacht, die ihre Kultur und Ideologie eben aus diesem „verfälschten Islam“ beziehen. Es wird medial alles verdunkelt und vernebelt, damit niemand mehr die Unterschiede zwischen „Glauben“ und „politischem Glauben“ erkennen kann und alles „Islamistisch“ absichtlich oder nicht absichtlich stigmatisiert.

Es wird pauschal gegen einen „Glauben“ geschimpft und die Retter sind dann die Brandstifter, die sich bis jetzt schön verpackt als Feuerlöscher verkauft haben. Überall sieht man sie als „Retter“ oder „Brückenbauer“. Das Fernsehen und die Zeitungen sind voll von „Islam- und Terrorexperten“ oder „Gewalt-Experten“ und niemand kritisiert diese Leute und fragt sie, wie sie es schaffen, Islam und Terror gleichsetzen zu können! Weil sich die JournalistInnen und PolitikerInnen auch nicht mehr auskennen. Wie auch, bei der Flut von Falschinformationen, die den Medienmarkt überschwemmen! Um sich zu informieren, braucht man vor allem Zeit und einen breiten Horizont. Beides ist Mangelware in einer linksliberalen Medienbranche.

So wird es gemacht und diese Funktionäre klären nicht auf, sondern leben davon und das in einer unheiligen „Win-Win-Situation“. Um was für ein Dilemma handelt es sich bei eben diesen teuflischen Pseudo-Brückenbauern, die eigentlich seit Jahren alle Brücken in Österreich zerschlagen haben? Es ist eine teuflische, unheilige Allianz…

Der koranische Islam und die mohammedanische Lehre verlangen zuallererst die Nutzung des Verstandes und fordern zum Lesen („ikra“) auf.

Genauso fordert der koranische Islam, dass man sich an die jeweilige Zeit und den Ort der Zivilisation und den menschlichen Errungenschaften anpassen muss. Es ist also geboten, dass MuslimInnen sich an die Rahmenbedingungen eines Staates oder einer Gesellschaft anpassen sollen.

Das gilt auch in Österreich bzw. in der EU. Das heißt nicht, dass man sich assimilieren soll oder sein religiöses Bekenntnis verbergen muss. Als verbindlich sind die regionalen Gesetze, die Verfassung, die Kultur und die jeweiligen Gegebenheiten zu sehen, die sich im Laufe der Jahrhunderte dort etabliert haben. Hier in Österreich:  Die Österreichische Bundesverfassung und freiheitlich demokratische Grundordnung und die allgemein gültigen Menschenrechte (AEMR). Die Verfassung eines Staates ist als Grundlage des gesamten Rechts und Rahmen seiner Politik von höchster symbolischer, sowie praktischer Bedeutung.

Offene Kritik muss möglich sein

Wir haben wirklich ein großes Problem in Österreich.

Nämlich, dass die konservativen bzw. traditionellen MuslimInnen hier einen sehr verantwortungslosen Weg eingeschlagen haben, wenn sie durch Vernebelung, Verdunkelung und durch dauerndes beleidigt sein die Wahrheit nicht sehen wollen und nicht bereit sind, eine offene Kritik über ihre dramatische Lage auszudiskutieren. Eine Lage, die nicht nur für die muslimische Welt ein Problem geworden ist, sondern für die Menschheit insgesamt. Offenbar fühlen sich die konservativen und traditionellen MuslimInnen so sicher, dass sie jede Kritik getrost übergehen können. Bis jetzt…

Wir möchten eines hervorheben: Das Problem ist nicht der Koran und der darin enthaltene Islam oder der wahre Mohammed, sondern diejenigen konservativen und traditionellen MuslimInnen, die diesen Glauben manipuliert und verfälscht inhalieren, wiederholen, weiter indoktrinieren und somit zur Schande der Menschheit geworden sind.

Auch die konservativen und traditionellen MuslimInnen, die gerade als Funktionäre dubioser Vereine quasi alle MuslimInnen in Österreich zu vertreten vorgeben und auf der anderen Seite unter dem Vorwand „Dialog“ das Unwissen und die Vorurteile vieler Medien, Wähler und Politiker ausnützen, mögen sich hier angesprochen fühlen.

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